Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiß! Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein.
(Offenbarung 21,1-7)
Das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung des Johannes, sie lenkt in ihrer Bildersprache den Blick hinaus über Zeit und Geschichte. Das Bild von einem neuen Himmel und einer neuen Erde wird uns vor Augen gemalt, in der Mitte dieses Bildes steht die Stadt Gottes, das neue Jerusalem, der Ort, wo sich schon einmal Himmel und Erde berührten, im Leben und im Sterben des Gottessohnes, damals vor den Toren der Stadt, dann aber, am Ende der Zeit, wird Gott mitten unter den Menschen wohnen in seiner Stadt, und alles Leid und Krieg und Elend wird ein Ende haben, und der Tod wird nicht mehr sein, auch Tag und Nacht wird es nicht mehr geben, der Rhythmus der Natur wird zur Ruhe kommen und die Völker werden ein und ausgehen durch die stets offenen Tore dieser Stadt.
Todesgedanken haben wir in diesen November-Tagen genug, Todesgedanken genug, wenn wir von den Gräbern unserer Lieben kommen. Aber haben wir Lebensgedanken? Lebensgedanken suchen wir, Lebensgedanken brauchen wir. Der Bibeltext aus der Offenbarung des Johannes, aus dem letzten Buch der Bibel, will uns mitnehmen in seine Vision vom kommenden Heil Gottes, will unsere Herzen erheben, dass die Trauergeister weichen und der Freudenmeister Jesus zu uns hereintritt.
Und wenn wir sonst hören, dass wir durch Christus die Hoffnung haben, dass wir aufgehoben werden hoch zu ihm, kommt uns hier Gott noch einmal ganz besonders entgegen. Das Neue Jerusalem, die heilige Stadt Gottes, fährt vom Himmel herab direkt zu uns sterblichen Menschen und will uns mit hinein nehmen in die ewige Freude. Ja, Gott kommt wie an Weihnachten zu uns herab, aber nun nicht nur in Jesus Christus, nicht nur in einfacher Menschengestalt, in Stall und Krippe von Bethlehem, sondern klar, eindeutig und unverwechselbar im überirdischen Glanz seiner Herrlichkeit. Alle Zweifel sind hier zu Ende, ja, sogar der Glaube kann aufhören, denn die Erfüllung des Geglaubten beginnt, nämlich das Schauen. Gott kommt mit seiner himmlischen Stadt, die dann in den weiteren Versen ausgeschmückt wird mit dem Schönsten, was man sich auf Erden vorstellen kann.
"Denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare ist ewig" - sagt der Apostel Paulus in diesem Zusammenhang. Und dem, der sich darauf einlässt, verheißt Gott noch etwas ganz Persönliches: "Und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn (oder meine Tochter) sein!"
Mehr geht nicht. Denn da ist uns etwas Ungeheuers zugesagt: Wir sterblichen, fehlerhaften und unvollkommenen Menschen sollen seinem Sohn Jesus Christus gleich werden. Sollen in dieselbe Kindschaft hineinkommen, in das gleiche Erbe, das er am Kreuz erworben hat, ja, in den Kreis der Trinität Gottes, in den gleichen Rang - ist das zu fassen? Aber so spricht der, der verheißt: "Siehe, ich mache alles neu!"