Äußerst undankbar kann der Auftrag sein, am Morgen einen Schläfer wecken zu müssen. Der schlummert süß und selig vor sich hin. Man rüttelt und schüttelt ihn. Aber manche haben noch im Schlaf Format. Man kann donnernd brüllen oder mit zarten Worten zureden, es ist umsonst. Der Schläfer seufzt einmal tief und - schläft in großem Frieden weiter.
In unseren Schlafzimmern lassen wir die Rollläden herunter und ziehen die Vorhänge zu, damit uns die Strahlen der aufgehenden Sonne nicht aufwecken. So sieht Paulus die Menschheit dahindämmern. „Friede und Sicherheit“ heißt die große Sehnsucht, an die der Apostel erinnert. Der Fortschritt von Technik und Wissenschaft dient diesem großen Ziel. Wenn aber einmal die Völker „Frieden und Sicherheit“ im Weltreich des Antichristen wirklich erreicht haben, wird - so sagt es hier Paulus - der Tag Jesu und sein Gericht plötzlich anbrechen.
Ein nüchterner Blick tut hier not. Auch Christen lassen sich oft von der allgemeinen Ruhe anstecken. Sie werden leicht berauscht von den großen Menschenträumen „Frieden und Sicherheit“.
Nur wer im hellen Licht Jesu steht, erkennt klar und deutlich die dunklen Schatten der Nacht, die über dieser Welt liegen. Ob uns einzelne eindrucksvolle Weltverbesserungen wirklich über die unheimliche Angst und das Grauen hinwegtäuschen können, die auf der Welt lasten?
Schläfer, die wachgerüttelt werden, können sehr gereizt sein. Sie haben es nicht gerne, wenn man sie stört. Aber eins schulden wir der Welt. Wir müssen Tagmenschen sein, die im hellen Licht der Sonne stehen, die Jesus heißt. Auch wenn sie der Welt wie Träumer und Phantasten vorkommen, so sind sie doch die einzig Wachen und Nüchternen. Sie können mit festem Schritt ihres Weges gehen. Ihre Glaubensverbundenheit mit Jesus bewahrt sie. Ihre unermüdliche Liebe trennt sie vom Wesen der Nacht. Und die Hoffnung auf den Tag Jesu macht sie gewiss.
Morgenglanz der Ewigkeit,
Licht vom unerschöpften Lichte,
schick uns diese Morgenzeit
deine Strahlen zu Gesichte
und vertreib durch deine Macht
unsre Nacht.
Ihr alle seid Kinder des Lichts und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. So lasst uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein. 1. Thessalonicher 5, 1-11