Brüsk hatte Jesus die Frau zurückgewiesen. Das musste ein Schock für sie sein. Durch Straßen und Dörfer war sie geeilt, um vor Jesus ihre Not auszubreiten. Da fand sie ihn endlich. Er kann helfen. Er muss helfen. Andere hatten ihr erzählt, welche großen Taten durch Jesus geschehen waren. Seitdem wusste sie, der den Tauben das Ohr geöffnet hat, wird sich vor ihrer Bitte nicht verschließen. Aber nun sagte Jesus völlig unerwartet: „Nein!“ Gottes Pläne laufen anders. Jesus war allein zum Volk Israel gesandt und nicht zu den Heiden. Noch nicht! Mit einem krassen Bild erklärte ihr Jesus, dass sie nicht zu den Erwählten Israels gehört.
Was sollte sie jetzt tun? Ist sie in ihrem Glauben nicht kläglich gescheitert? Das Wort Anfechtung verstehen sicher nur ernsthafte Christen. Da wird unser Herz zum Kampffeld. Die Gewissheit des Glaubens wird angetastet. Man meint das Hohngelächter des Teufels zu hören: „Da siehst du, dass alles Trug ist.“
Aber diese Frau glaubt dennoch. Worauf verlässt sie sich denn? Nur der lebendige Glaube wagt so Kühnes, bis ins Herz Jesu vorzudringen und seine Liebe zu fassen. Sie sagt „ja“. Sie widerspricht nicht den Wegen Gottes, die höher sind, als dass wir sie begreifen könnten. Aber sie bittet um ein kleines Stück der unverdienten Gnade, das auch ihr noch gelten muss.
Jesus hat sie erhört. Demütiger und doch gewisser Glaube kann sogar Gottes Konzepte verändern. Aber ohne Glauben ist es unmöglich. Man kann Anfechtungen nur überwinden, wenn man sich an Jesu nie endendes Erbarmen klammert, wie er es am Kreuz für alle enthüllt hat.
Die Frau hatte noch einen weiten Heimweg. Ob ihr unterwegs nicht Zweifel kamen? Wird ihre Tochter wirklich gesund sein? Nein, das konnte sie nicht mehr ungewiss machen. Jesus hatte es ihr zugesagt. Ihm glaubte sie.
Wie Bettler stehen bleiben
und unverschämt betreiben,
worum sie angesprochen
und an die Türe pochen;
so sollen wir es wagen
an sein Herz anzuschlagen,
getrost und freudig beten,
nicht von der Stelle treten.
Wenn lauter „Nein“ erscheint,
ist lauter „Ja“ gemeint;
wenn der Verzug am größten,
so ist die Hilf am nächsten.